Sonnenfest am Rauschberg
Bayern, am Rauschberg, März 1831 Frau Kaisers Finger flochten emsig die Reisig-Zweige, die Theo ihr gebracht hatte. Sie saß vor der Hütte am Berggipfel, und ihr dunkles Haar glühte in der Pracht der schwachen Frühjahrssonne, die hier oben so viel stärker schien als unten im Dorf. Eine sanfte Brise bliess durch die umliegenden Tannen, während die Tierstimmen des Waldes sich immer wieder über die sonst so friedliche Stille am Rauschberg erhoben. Elisabeth Kaiser summte vor sich hin, während der Kranz in ihren Händen langsam Gestalt annahm. In einem kleinen Korb zu ihren Füßen lagen Schleifenbänder, getrocknete Blumen und einige frische Kräuter, die sie dem Kranz später hinzufügen wollte. Daneben ruhten kleinere, bereits vollendete Kränze. Diese würde sie später an ihren Mann, ihren Sohn, und ihren Gast verteilen. Die Tages-und-Nachtgleiche war ein Feiertag, den sie hier oben am Berg mit der gleichen Ernsthaftigkeit wie die Rauhnächte beginnen. Bereits in den Tagen zuvor hatten die Fe